Das zu frühe Ende
Es ist ein trauriges Ende vor dem eigentlichen Anfang. Mancher Schwangerschaft folgt schon wenige Wochen nach der Empfängnis eine Fehlgeburt. Fast jede dritte Frau erleidet in ihrem Leben einen „Abort“, denn eine Fehlgeburt ist die häufigste Komplikation während einer Schwangerschaft.
Manches Mal stellt sich in der zweiten oder dritten Vorsorgeuntersuchung heraus, dass die Entwicklung des Fötus nicht zeitgerecht ist und das kleine Herz nicht mehr schlägt oder nie zu schlagen begonnen hat. Bei anderen Frauen setzen als Zeichen einer Fehlgeburt Blutungen ein, die immer stärker werden. Danach muss in der Regel die Gebärmutter in Narkose ausgeschabt werden, ein unkomplizierter Eingriff, der in fast allen Fällen ambulant durchgeführt wird. Doch nicht jede Blutung während der Schwangerschaft muss eine Fehlgeburt zur Folge haben, betroffene Schwangere sollten jedoch unverzüglich ihren Arzt aufsuchen.
Der Verlust des ungeborenen Kindes ist für viele Frauen eine kummervolle Erfahrung, häufig geben sie sich selbst die Schuld an der Fehlgeburt. Manche Frau macht sich meist unbegründet Vorwürfe, weil sie sich vielleicht nicht genug schonte oder sie zu viel Stress hatte. Viele haben Angst, dass sie auch ihr nächstes Kind verlieren werden, und fragen nach Therapiemöglichkeiten.
Wir unterstützen Sie gerne in dieser Zeit und beantworten Ihnen die Fragen, die nach dem ungewollten Ende einer Schwangerschaft aufkommen.
Fehlgeburt als Spontaner Abort
Ein „spontaner Abort“ – der Verlust einer Schwangerschaft vor Erreichen der Lebensfähigkeit des Fötus – ist sehr häufig und tritt in 10 bis 15 Prozent aller Schwangerschaften auf. Die Ursache dafür sind meist Chromosomenanomalien (Fehler im kindlichen Erbgut) wie Trisomien (ein Chromosom ist nicht nur zweimal, sondern dreimal vorhanden) oder Triploidien (der komplette Chromosomensatz ist dreifach – anstatt doppelt – angelegt). Die Wahrscheinlichkeit eines chromosomal bedingten Schwangerschaftsverlustes ist umso höher, je früher die Fehlgeburt eingetreten ist. Das Risiko für Fehlgeburten steigt mit dem zunehmenden Alter der Mutter. Eine weiterführende Diagnostik wird in der Regel nicht durchgeführt.
Wiederkehrende Fehlgeburten (Habitueller Abort)
1 bis 2 Prozent aller Frauen mit Kinderwunsch erleiden drei oder mehr Fehlgeburten in Folge. Ein solcher „habitueller Abort“ stellt für das betroffene Paar eine große Belastung dar. Und jede neue Schwangerschaft, die frühzeitig endet, steigert diese traumatische Erfahrung. Verständlicherweise haben die Betroffenen ein großes Bedürfnis nach Beratung und Behandlung. Leider ist das derzeitige medizinische Wissen über die Ursachen von Fehlgeburten noch zu beschränkt, um in allen Fällen umfassend und erfolgreich therapieren zu können. Eine Vielzahl möglicher Gründe ist jedoch bekannt, diese können im Vorfeld mit dem betroffenen Paar abgeklärt werden.
In 3 bis 5 Prozent der Fälle ist ein genetischer Faktor die Ursache für wiederholte Fehlgeburten. Das bedeutet, dass bei mindestens einem Elternteil eine Auffälligkeit im Erbgut vorliegt, die die Schwangerschaftsverluste verursacht, obwohl sie für die Person selbst nicht problematisch ist. Die Diagnose, Beratung und Aufklärung sollte in solchen Fällen durch einen Humangenetiker durchgeführt werden. Eine Therapie ist meist nicht möglich.
Veränderungen der Gebärmutter (angeboren oder erworben) können zu einer verringerten Durchblutung und damit zu einer mangelhaften Ernährung von Fetus und Mutterkuchen führen. Auch das kann eine Schwangerschaft beenden. Viele dieser Veränderungen (Myome, Septen, Polypen) lassen sich aber problemlos operativ entfernen.
Darüber hinaus kann auch eine gesteigerte mütterliche Blutgerinnung Ursache von wiederholten Fehlgeburten sein. Falls sich nach einer Fehlgeburt im Blut sogenannte Thrombophilien zeigen (z. B. Faktor-V-Leiden-Mutation, Antiphospholipid-Syndrom oder Protein-S-Mangel), so kann in der nachfolgenden Schwangerschaft eine Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten erfolgen.
Auch eine gestörte Stoffwechsellage kann zu einer Fehlgeburt führen. Schilddrüsenunter- bzw. -überfunktionen, ein schlecht eingestellter Diabetes Mellitus und eine Lutealinsuffizienz (Gelbkörperschwäche) können durch entsprechende Medikamente ausgeglichen werden.
Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Infektionen und wiederholten Fehlgeburten konnte bislang wissenschaftlich nicht festgestellt werden.
Hilfe für die Seele
Bis heute jedoch wissen wir noch viel zu wenig über die Gründe und Ursachen für wiederholte Fehlgeburten. Ob auch Stress, Trauer, Angst und Depressionen das frühzeitige Ende einer Schwangerschaft auslösen können, ist unklar. Sicher ist jedoch, dass psychische Belastungen die Folge jeder Fehlgeburt sind.
Deshalb raten wir unseren Patientinnen und ihren Partnern zu einer psychotherapeutischen Unterstützung, wenn die seelischen Probleme in einer solchen Situation zu groß werden.